81:0 Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen (Ö)
81:1 Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen, dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen? Was ist die Schuld, in was für Missetaten bist du geraten?
81:2 Du wirst gegeißelt und mit Dorn gekrönet, ins Angesicht geschlagen und verhöhnet, du wirst mit Essig und mit Gall getränket, ans Kreuz gehenket.
81:3 Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen? Ach, meine Sünden haben dich geschlagen; ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet, was du erduldet.
81:4 Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! Der gute Hirte leidet für die Schafe, die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte.
81:5 Der Fromme stirbt, der recht und richtig wandelt, der Böse lebt, der wider Gott gehandelt; der Mensch verdient den Tod und ist entgangen, Gott wird gefangen.
81:6 O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße, die dich gebracht auf diese Marterstraße! Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, und du musst leiden.
81:7 Ach großer König, groß zu allen Zeiten, wie kann ich g'nugsam solche Treu ausbreiten? Keins Menschen Herz vermag es auszudenken, was dir zu schenken.
81:8 Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen, womit doch dein Erbarmung zu vergleichen; wie kann ich dir denn deine Liebestaten im Werk erstatten?
81:9 Ich werde dir zu Ehren alles wagen, kein Kreuz nicht achten, keine Schmach und Plagen, nichts von Verfolgung, nichts von Todesschmerzen nehmen zu Herzen.
81:10 Weil's aber nicht besteht in eignen Kräften, fest die Begierden an das Kreuz zu heften, so gib mir deinen Geist, der mich regiere, zum Guten führe.
81:11 Wann, o Herr Jesu, dort vor deinem Throne wird stehn auf meinem Haupt die Ehrenkrone, da will ich dir, wenn alles wird wohl klingen, Lob und Dank singen.